Die Landesregierung klagt zwar über Personalmangel an Kitas, aber ernsthaft etwas dagegen unternehmen will sie nicht. Diese Schlussfolgerung muss man aus den Antworten der Regierung auf eine Anfrage der SPD-Fraktion ziehen. Daniel Born, Experte für frühkindliche Bildung in der SPD-Fraktion, vermisst dabei ebenso konkrete wie naheliegende Schritte: „Ministerin Schopper, bringen Sie endlich die 1855 passiven Kindertagespflegepersonen zurück in die frühkindliche Bildung! Tausende Kinder erhalten im neuen Kitajahr keinen Betreuungsplatz, während es eigentlich noch zahlreiche ausgebildete Fachkräfte im Land gibt.“ Born erinnert: „Zu den passiven Tagespflegepersonen zählen schließlich nur diejenigen, die zwar nicht in einer Kita arbeiten, aber weiter Fortbildungen besuchen und so ihre Betreuungserlaubnis aufrecht erhalten. Für all diese Fachkräfte ist es also offensichtlich eine Option, zurück zu kommen – wenn es sich denn lohnt.
Ein riesiges Problem sind für den SPD-Experten die schlechten Voraussetzungen für Kindertagespflegepersonen in vielen Kommune: Das Geld reicht dort schlicht nicht, um eine Familie zu ernähren. Born: „Die Kindertagespflegepersonen setzen deshalb Hilferufe ab, aber Grün-Schwarz hält sich die Ohren zu. Wenn wir nicht handeln und die Rahmenbedingungen verbessern, laufen uns die 6314 aktiven Tagespflegepersonen auch noch weg.“ Frustriert zeigt sich Born über den Umgang mit diesem Problem: „Grün-Schwarz zeigt in der Antwort auf unsere Anfrage mit dem Finger auf die Kommunen und verweigert sich so einer aktiven Rolle bei der Weiterentwicklung der Tagespflege im Land. Der Verweis auf eine Kampagne, die Grundinformationen über das Berufsfeld vermittelt, kann nur ein schlechter Scherz sein, wenn es um eine Rückholaktion für passive Tagespflegepersonen geht: Die wissen zu gut, was sie in der Kindertagespflege erwartet. Um zurückzukommen fehlt hier keine Info, es fehlen gute und handfeste Gründe!“
Born und die SPD-Fraktion fordern eine Initiative für die Kindertagespflege, die Rahmenbedingungen angleicht, damit die Tätigkeit in diesem Berufsfeld an Attraktivität gewinnt und überall im Land zum Leben reicht:
- Die laufende Geldleistung für Kindertagespflegepersonen muss sofort auf mindestens 9,50 Euro pro Stunde und Kind erhöht werden.
- Die laufende Geldleistung sollte für eine vom Betreuungsumfang abhängigen Anzahl an Schließtagen und für sechs Wochen im Krankheitsfall fortgezahlt werden.
- Es braucht ein regionales Modellprojekt, um effektive Konzepte für Vertretungssysteme in der Kindertagespflege bei Abwesenheit und Krankheit zu erproben.
- Die Überführung von kommunalen Freiwilligkeitsleistungen in landesweite Standards muss geprüft werden. Das betrifft z.B. die hälftige Übernahme der Sozialversicherung, Platzpauschalen, Ausstattungspauschalen und die anteilige Übernahme von Miet- und Nebenkosten.
Borns Fazit: „Es wird Zeit, dass sich das Land einmischt und Verantwortung für die Kinder und Familien in diesem Land übernimmt. Keine Betreuung bedeutet insbesondere für Mütter, dass der Weg zurück in den Job versperrt bleibt, die Familie finanziell in Notlage gerät und Altersarmut droht. Das darf Frau Schopper nicht egal sein.“
Dr. Hendrik Rupp
Pressestelle