Trotz einiger Reformen und Änderungen steht der Schullandschaft im Südwesten nach Einschätzung des früheren Kultusministers Andreas Stoch ein weiteres unruhiges Jahr bevor. „So lange die aktuelle Landesregierung nur an den Symptomen flickt, gärt es im Land weiter“, sagt der SPD-Fraktions- und Landesvorsitzende.
„Wir erleben in der Bildung immer noch zu viel Politik und zu wenig Pädagogik“, so Stoch: „Die Zukunft einzelner Schularten, die Dreigliedrigkeit oder die verbindliche Grundschulempfehlung sind bei manchen Parteien wie Glaubensbekenntnisse, die gegen jede bessere Erkenntnis abgeschirmt werden.“ Das führe zu unqualifizierten Schnellschüssen wie dem „Kompass 4“-Test. Stoch: „Ein Test, der gemäß Anweisungen der Regierung so gestaltet wurde, dass er nur sechs Prozent unserer Schülerinnen und Schüler Gymnasialniveau bescheinigt, erfüllt nur einen Tatbestand: Schülerstromlenkung mit der Brechstange. Aber auch damit lässt sich die Schülerschaft von heute nicht mehr in ein Schulsystem von gestern pressen.“
Irritiert ist Stoch auch über andere Schnellschüsse: „So rasch wie man neue Stunden in die Lehrpläne schrieb, wurden die Stunden auch wieder verschoben.“ Im Sommer hatten Stoch und die Landtags-SPD die Verhandlungen mit der Landesregierung, Grünen, CDU und FDP über eine Bildungsreform abgebrochen: „Wir hatten den Eindruck, dass statt echter Reformen nur Stückwerk gewollt war. Dieser Eindruck hat sich seither leider völlig bestätigt“.
Stoch erinnert an weitere Initiativen von Eltern, Schülerinnen und Schülern, die sich bei der Rückkehr zum G9 nicht mit dem bisher geplanten Ablauf zufriedengeben wollen. Und er verweist auf die gewaltige Last für die Schulträger vor Ort. „Mit der völligen Zergliederung unseres Schulwesens sichert die aktuelle Landesregierung ihren Koalitionsfrieden. Die Zeche zahlen unsere Kommunen, aber vor allem unsere Kinder und unsere Familien. Das werden die sich 2025 aber noch weniger gefallen lassen als bisher: Ohne echte Lösungen und eine grundlegende Reform wird kein Frieden in unsere Schullandschaft einkehren.“