MdL Norbert Zeller: „Schavan ist verantwortlich für Frust bei den Lehrern und Qualitätsverschlechterung an unseren Schulen“

SPD fordert Neubewertung der Lehrerarbeitszeit

Die SPD-Landtagsfraktion hat volles Verständnis für die tiefe Verärgerung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Lehrerverbände über die geplanten Deputatserhöhungen für Lehrkräfte an Gymnasien und Beruflichen Schulen. Dass die GEW und fünf Lehrerverbände gegen diese Arbeitszeitverlängerung durch die Landesregierung heute sogar in einer gemeinsamen Pressekonferenz unter dem Motto „Jetzt reicht’s“ protestierten und massive Aktionen ankündigten, mache den berechtigten Unmut in den Lehrerkollegien überdeutlich, sagte der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Norbert Zeller.

Mit dem Diktat der Verlängerung der Wochenarbeitszeit habe Schavan mit einem Federstrich alle Bestrebungen zunichte gemacht, die Entwicklung neuer Arbeitszeitmodelle voranzutreiben und sich dabei an PISA-Siegerländern zu orientieren. Dort, so Zeller, werde die Lehrerarbeitszeit längst nicht mehr nach reinen Unterrichtsstunden definiert. Er kündigte einen Fraktionsantrag zur Umstellung auf ein zeitgemäßes Modell zur Berechnung von Lehrerarbeitszeiten und –vergütungen an.

Der SPD-Bildungsexperte forderte Schavan auf, die geplante Einführung des achtjährigen Gymnasiums zum Schuljahr 2004/05 um drei Jahre zu verschieben. Dadurch könnten die Deputatserhöhungen rückgängig gemacht werden. Zeller: „Die Ministerin macht eine Baustelle nach der anderen auf, ohne sich darum zu kümmern, welche Kosten auf den Landeshaushalt und die Kommunen zukommen und wie die Lehrkräfte sowie die Schulen insgesamt diese immer neuen zusätzlichen Belastungen verkraften. Reformen um der Reformen willen, ohne Rücksicht auf Schüler und Lehrer, auch das ist ein Beispiel für ‚Schavanismus’“, kritisiert Zeller.

Schavan habe im Übrigen durch ihr feiges Einknicken bei der von ihr selbst hoch gelobten Reform der Schulverwaltung, durch ihr eilfertiges Ja zu Teufels Verwaltungsreform selbst neue Zweifel an der Zuverlässigkeit ihrer Aussagen gesät. „Wenn Schavan von den Schulen in immer kürzeren Zeitabständen immer neue Reformschritte verlangt, selber aber wegen der eigenen Karriere den Kotau macht vor dem Ministerpräsidenten und damit eigene Reformversprechen von heute auf morgen beerdigt, dann darf sie sich nicht wundern, dass ihren Aussagen nicht mehr geglaubt wird.“

Gerade nach PISA müsste eine verantwortungsbewusste Kultusministerin der Qualitätsverbesserung der Schulen in Baden-Württemberg oberste Priorität einräumen, moniert Zeller. Dazu bräuchte es motivierte Lehrerinnen und Lehrer, die ihre Arbeit auch anerkannt sehen. Mit der nun von oben herab verordneten erneuten Arbeitszeitverlängerung für Lehrkräfte bei gleichzeitiger Streichung des Urlaubsgeldes und Kürzung des Weihnachtsgeldes werde aber das genaue Gegenteil erreicht.

Die Entscheidung der Ministerin für eine Deputatserhöhung ist nach Ansicht von Norbert Zeller auch eine Ohrfeige für alle jungen Leute, die sich nach der Werbekampagne der Landesregierung für den Lehrerberuf entschieden haben, jetzt aber wesentlich geringere Einstellungschancen haben als bisher. „Die von Schavan immer wieder propagierte Verjüngung der Kollegien gerät damit zur Luftnummer“, sagte Zeller.

Helmut Zorell

Pressesprecher