Wolfgang Drexler: „Wenn Schulen mehr Autonomie erhalten sollen, dann müssen wir auch den Verwaltungskräften dafür das notwendige Wissen vermitteln“
Ute Vogt: „Für Verwaltungskräfte an Schulen brauchen wir ein zukunftsfähiges Berufsbild – doch die Landesregierung stellt nicht einmal für Pilotversuche Mittel bereit“
Simone Martinetz vom Fraunhofer-Institut verlangte eine Qualifizierungsoffensive für Schulsekretärinnen
Für eine Aufwertung der Schulsekretariate plädierten über 350 Verwaltungskräfte an Schulen aus ganz Baden-Württemberg zusammen mit Fachleuten beim ersten „Tag der Schulsekretariate“ der SPD-Landtagsfraktion am Samstag im Stuttgarter Landtag. „Obwohl die Schulsekretariate für Lehrkräfte und Schulleiter, Schüler, Eltern und Behörden erste Anlaufstelle an jeder Schule sind, wird ihrer Arbeit noch immer viel zu wenig Bedeutung beigemessen“, sagte SPD-Fraktionschef Wolfgang Drexler auf der Veranstaltung.
Drexler warf der Landesregierung wie auch vielen Kommunen vor, sich viel zu wenig um die Arbeit der Schulsekretariate zu kümmern. „Wenn Reformen im Schulbereich erfolgreich sein sollen, dann müssen wir dafür auch die Schulsekretariate fit machen“, verlangte der SPD-Fraktionsvorsitzende. In kaum einem Beruf hätten sich die Berufsanforderungen in den letzten Jahren so stark verändert wie bei den Verwaltungskräften an Schulen.
„Fast jede Reformbaustelle der Kultusministerin müssen vor Ort zu allererst die Schulsekretärinnen ausbaden“, tadelte Drexler. Hinzu komme, dass immer mehr Kinder und Jugendliche, aber auch Eltern bei Schulproblemen Hilfe bei der Schulsekretärin suchten. Dieser Entwicklung müssten die Landesregierung wie auch die Kommunen Rechnung tragen. „Wir dürfen die Mitarbeiterinnen in den Schulsekretariaten mit ihren neuen Herausforderungen nicht im Regen stehen lassen, sondern müssen ihnen das nötige Wissen und Rüstzeug für die autonome Schule vermitteln“, sagte Drexler.
Für eine Aufwertung der Schulsekretariate warb auch die SPD-Landesvorsitzende und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Ute Vogt. Sie forderte die Landesregierung und die Kommunen auf, ein modernes Berufsbild für Verwaltungskräfte an Schulen zu entwickeln. „Bislang ist die Landesregierung leider nicht einmal bereit, Pilotversuche zur Weiterentwicklung von Schulsekretariaten zu finanzieren. Wenn Gelder gespart werden, dann sind die Schulsekretariate mit die ersten Opfer“, so Vogts Vorwurf.
Unterstützung für ihre Forderung nach einer Qualifizierungsoffensive für Schulsekretärinnen erhielten Drexler und Vogt auch von wissenschaftlicher Seite. Simone Martinetz vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) appellierte an die Politik, für die Arbeit der Schulsekretariate bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Aktuelle Fallstudien belegten eindrucksvoll den dringenden Handlungsbedarf bei der Qualifizierung von Mitarbeiterinnen in Schulsekretariaten. „Schulsekretärin ist ein typischer Quereinsteigerberuf“, so die Expertin, „deshalb müssen angesichts der immer weiter wachsenden Herausforderungen die Angebote für Qualifizierung dringend besser koordiniert und auf den neuesten Stand gebracht werden.“
Schulsekretärinnen benötigten mehr Informationen, um Reformen im Schulwesen mit zum Erfolg zu verhelfen. „Aber auch Fortbildungsangebote in Management und zur Stärkung von sozialen Kompetenzen sollten nicht zu kurz kommen, damit Schulsekretärinnen für den anhaltenden Wandel der Schule gewappnet sind“, regte Simone Martinetz an.